#einefragedesdesigns: Prof. Johann Tomforde

Vor mehr als 45 Jahren zeichnete er als Student einen Entwurf für ein ultrakompaktes Electric City Car, das heute in wesentlichen Konzeptmerkmalen als „smart“ weltbekannt ist. Tomforde, Teil der Jury des Lucky Strike Junior Designer Award, spricht mit stilwerk über gutes Design, Lieblingsplätze und Stil.

Johann Tomforde, 1946 geboren, studierte Fahrzeugtechnik und Design in Hamburg und entwickelte im Rahmen seiner Abschlussarbeit ein Konzept für das Auto der Zukunft. Nach seinem Studium begann er in den 1970er Jahren seine berufliche Laufbahn unter Béla Baréniy beim Automobilhersteller Daimler Benz und ging dann in den Mercedes Benz Designbereich als Koordinator für Technik und Design. In den folgenden Jahren leitete er mehrere strategische Designprojekte. Ab 1977 und bis 2007 war er außerdem als Professor für Industrial & Transporation Design an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim tätig. Zusammen mit seinen Studenten arbeitete er hier weiter an seiner Idee eines „City Car“. 

stilwerk_einefragedesdesigns_tomforde_entwurf_1969_page_05

Anfang der 1990er Jahre forcierte Tomforde als Leiter des strategischen Designs dann das Advanced Design-Projekt mit dem Titel  „Mercedes City Car" in den Studios in Kalifornien und Sindelfingen. 

1994 trat Nicolas G. Hayek, Gründer der Swatch-Gruppe, als Joint Venture-Partner und Unterstützer der Idee auf den Plan und realisierte gemeinsam mit der Daimler-Benz AG und Johann Tomforde als Geschäftsführer die Entwicklung des Kleinwagens „Micro Compact Car", welcher schließlich 1997/1998 als „smart city coupé“ auf den Markt kam. Als extrem wendiges Parkwunder ist das Kompaktauto heute aus den deutschen Metropolen nicht mehr wegzudenken – nicht zuletzt sicherlich auch durch die zunehmende Verbreitung des Daimler-eigenen CarSharing-Anbieters „Car2go“. Seit 2007 ist der „smart“ – gemäß der ursprünglichen Vision von 1969 – auch als Elektroauto erhältlich. In der neuen electric drive-Generaton auch in allen drei Baureihen:

2009 gründete Tomforde das Competence & Design Center for Mobilitiy Innovations in Böblingen, das sich mit den Bereichen Elektromobilität, Leichtbau, Infrastruktur und vernetzte Mobilitätssysteme befasst. 2013 folgte die Gründung der TEAMOBILITY GmbH, die mit ihrem Expertennetwerk vom Disprutiven Design Strategy Check über New Business Design bis hin zu Transportation System Solutions weiter an den großen Mobilitätsthemen unserer Zeit arbeitet. 

Neben seiner Arbeit in verschiedenen Forschungsprojekten ist Prof. Tomforde auch als Berater, Beirat und Juror in vielen Institutionen und Unternehmen tätig. Beim Lucky Strike Junior Designer Award beispielsweise, ist Tomforde bereits seit mehr als 25 Jahren ständiges Mitglied der Jury und seit 2006 deren Vorsitzender. Bewerben können sich Nachwuchstalente aktuell hier.

Mit stilwerk spricht Tomforde über gutes Design, Lieblingsplätze und Stil.

Initialzündung?
Ich war von Kind auf an immer sehr neugierig und wissbegierig, habe alles Technische hinterfragt und dann meine Gedanken dazu gezeichnet. Als ich wegen eines Unfalls mit 17 im Krankenhaus lag, fiel das dem Chefarzt auf. Seine Empfehlung, doch Design zu studieren, sollte ich aber erst beiseitelegen, weil mein Vater davor ein Ingenieurstudium wollte. Nun diese Kombination hat sich rückblickend als sehr vorteilhaft für meinen beruflichen Werdegang bestätigt.

Liebstes Designstück im Alltag?
Da gibt es einige: Von sehr funktionellen Gebrauchsartikeln, Designklassikern und Einzelstücken befreundeter Designer bei mir zu Hause sowie einigen Autos und einem Mountain-Bike an denen ich selbst wesentlich beteiligt war.

Was ist gutes Design?
Nun, das kann man kaum mit einigen wenigen Sätzen beantworten. Gutes Design entsteht heute bei der Komplexität der Technologien, Marktentwicklungen und Nutzerspezifikationen mehrheitlich in großen transdisziplinären Teams. Aber vor allen diesen langwierigen Prozessen und Ausarbeitungen steht in der Regel jemand mit einer Idee, einer Strategie oder einer ersten Konzeption – egal ob aus Defiziten oder Bedürfnissen heraus, oder weil man irgendwie und irgendwo durch Neugierde und analytische Beobachtungen inspiriert wurde. Dieser erste Schritt trifft im betreffenden Umfeld oft auf Unverständnis, Widerstand oder Ablehnung. Deshalb brauchen Designer/innen vor allem Passion, Ausdauer, Disziplin, Offenheit für konstruktive Kritik und eine gehörige Portion Mut auf dem Weg zur Realisierung oder sogar bis zum Marktdurchbruch! Das alles brauchte ich auch persönlich auf dem Weg von meinen ersten „City Car“-Studien während meines Studiums in Hamburg, über die „Mercedes City Car“-Prototypen sowie neuartigen Mobilitätssystemen bis zum Produktionsbeginn der ersten „smart“-Generation Ende 1997. Heute, nach über 2 Millionen produzierten „smart fortwo“, ist es für mich eine Freude mit anzusehen, wo überall auf der Welt ich auf begeisterte „smart“-Fans treffe. Gutes Design kann also auch der Zugang zu einem neuen CarSharing-System oder ein neues Geschäftsmodell für die Mobilität der Zukunft sein.

Zukunft Mobilität?
Erstens hoffe ich, dass die öffentlich nutzbaren Mobilitätsarten „on demand“ untereinander besser vernetzt und getaktet, komfortabler und hürdenfrei sind, also rundum als Alternative zur individuellen Mobilität attraktiver werden. Zusammen mit mehreren Mobilitätsanbietern arbeiten wir branchenübergreifend in unserer TEAMOBILITY an vernetzten, automatisierten und elektrischen Mobility Services mit hoher Nutzer-Attraktivität.

Kreativster Ort?
Eindeutig auf Reisen, sowohl geschäftlich als auch privat. Aber auch in Teamsitzungen oder im urbanen Umfeld fremder Nationen.

Lieblingsplatz zu Hause?
In einem wunderschön geformten Ledersessel von Terence Conran, den ich vor rund 30 Jahren mal aus London mitgebracht habe – zwischen unserer puristisch schönen Valcucine-Küche und einem langen Holz-Esstisch…

Stil?
Ich passe in keine Stilschablone. Als Reminiszenz an meine Heimat, der Niederelbe-Region und Hamburg, haben wir uns Anfang der 1980er Jahre ein Klinkerhaus im Raum Stuttgart gebaut. Mittlerweile ergänzt um einen Anbau, eher im modernen Landhausstil. Dagegen ist unser zweites Domizil hoch im Norden von Mallorca im modernen mediterranen Baustil gebaut mit abwechslungsreichen Perspektiven, Farb- und Lichtstimmungen aufs Meer…

#einefragedesdesigns

Schön, dass Sie da sind!

Mit dem stilwerk Newsletter erfahren Sie zukünftig alles exklusiv und aus erster Hand: Trends, Ausstellungen, Verlosungen oder Events – im stilwerk Kosmos lässt sich immer etwas Neues entdecken. Für uns ist Design alles. Jeden Tag. Rund um die Uhr. 

Melden Sie sich jetzt an. 

 

* Die Teilnahmebedingungen finden Sie hier ›

Jetzt noch ein paar Details…

Zurück

Willkommen im stilwerk!

Nur noch ein Klick, dann sind Sie dabei.
In Kürze erhalten Sie eine personalisierte E-Mail mit einem Bestätigungslink und der Möglichkeit, Ihre Daten zu vervollständigen.
Wir freuen uns.

Fehler